Hamburg. Die Füchse Berlin verlieren das Finale der European League gegen die SG Flensburg-Handewitt und verpassen die Titelverteidigung.
Lasse Andersson lehnte am Torpfosten und blickte reichlich bedient auf die feiernden Flensburger. Auf die neuen Titelträger der European League, die den Füchsen Berlin am Sonntag im Final Four die Party vermasselten. 31:36 (14:15) hieß es am Ende eines hochklassigen Endspiels gegen die SG Flensburg-Handewitt vor 10.050 Zuschauern in der Hamburger Barclays Arena.
„Es ist bitter, dass wir nicht gewonnen haben, aber ich kann anerkennen, dass Flensburg den Titel verdient hat“, sagte Sportvorstand Stefan Kretzschmar. „Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen. Unsere Mannschaft hat alles versucht. Ich kann ihnen kämpferisch nichts vorwerfen, sie haben alles auf der Platte gelassen, was geht.“
Füchse Berlin zum dritten Mal mit dem zweiten Platz
Der Ausflug nach Hamburg zum achten European-League-Final-Four der Vereinsgeschichte sollte für die Handballer aus der Hauptstadt keine „Kaffeefahrt“ werden, wie Kapitän Paul Drux angekündigt hatte. Dafür aber eigentlich ein voller Erfolg.
Daraus wurde aber nichts. Genauso wenig wie aus dem vierten EHF-Triumph und der Titelverteidigung. Stattdessen ist es nach 2016/17 und 2018/19 der zweite Platz im zweithöchsten Klubwettbewerb auf europäischer Ebene.
Für Flensburg wiederum ist das Warten vorüber. Der Nordklub durfte fünf Jahre nach der letzten deutschen Meisterschaft und 27 (!) Jahre nach dem bislang einzigen Triumph in der European League wieder einen Titel feiern.
Rote Karte gegen Marsenic wird zum Problem
„Sie waren aggressiver in der Abwehr als wir und haben einen ganz verdienten Sieg gefeiert“, erklärte auch Füchse-Kreisläufer Mijajlo Marsenic. Seine Rote Karte, die er kurz nach Wiederanpfiff nach einem Foul an Flensburgs Simon Pytlick kassierte (32. Minute), brachte die Berliner in erhebliche Schwierigkeiten.
Auch interessant

Während Flensburg – ebenfalls mit einer Roten Karte für Jim Gottfridsson (37.) – hochkarätig mit Lasse Möller nachlegen konnte, waren die Leistungsträger der Füchse stehend k.o. „Da konnten wir keine Alternative mehr bringen“, erklärte Füchse-Kapitän Paul Drux. Trainer Jaron Siewert erkannte: „Zwei Spiele in 24 Stunden ist einfach hart für uns und unseren Kader.“
Das Aufgebot der Füchse ist in dieser Saison schmal besetzt. Fällt ein Profi aus, wird das schnell zum Problem. „Dann ist es schon so, dass die Entlastung nicht in dem Umfang erfolgt, wie wir es bräuchten“, sagte Sportvorstand Kretzschmar, der bei den Füchsen für die Kaderplanung zuständig ist.
Die beiden lautstärksten Fanlager des Wochenendes
Dabei hatten die Berliner ein „hartes“, ein „emotionales“ Spiel erwartet, eines mit viel „Tempo und Power“, wie Kapitän Drux und seine Teamkollegen am späten Sonnabend noch erklärt hatten. Sie sollten in allen Punkten Recht behalten. Der Weg zur Titelverteidigung entpuppte sich als steinig – zu steinig.

Nach einer Anfangsphase, in der die Füchse ähnlich stark auftraten wie im souveränen Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen (33:24) und nach 13 Minuten mit drei Toren führten (6:3), kämpfte sich Flensburg wieder heran. Es entwickelte sich ein Herzschlagfinale, in dem Kleinigkeiten entschieden. Fehlpässe, Lattentreffer oder eben Rote Karten.
Doch nicht nur die Mannschaften auf dem Feld führten einen Kampf auf Augenhöhe. Auf den Zuschauerrängen lieferten sich die beiden lautstärksten Fanlager des Wochenendes aus Berlin und Flensburg ein wahres Dezibel-Duell.
Schwache Schlussviertelstunde kostet den Titel
Die ohnehin schon hochklassige Partie heizte das noch mehr an. Einen Drei-Tore-Rückstand (16:19/37.) egalisierten die Füchse wieder (20:20/40.). Nach einem erneuten Rückschlag (23:25/46.) nahm Trainer Siewert die Auszeit, versuchte noch einmal, seine Mannschaft in die Spur zu bringen.
Ohne Erfolg. Die Füchse mussten Flensburg erneut auf drei Tore davonziehen lassen (23:26/47.), später sogar auf fünf Treffer (26:31/52.) – und holten die SG auch nicht mehr ein. „Wir hatten eine Phase, in der wir zu schnell zu viele Bälle weggegeben haben“, sagte Drux und meinte damit die Schlussviertelstunde. „Wir haben wenig zu fassen bekommen. Das war ausschlaggebend.“
Füchse verabschieden sich aus der European League
So endet die Saison der Füchse ohne Titel. Dafür aber mit dem Champions-League-Ticket. Den Abschied aus der European League hätten die Berliner aber trotzdem lieber mit dem Pokal und der Goldmedaille um den Hals gefeiert.
Das Spiel um Platz drei hatten am Nachmittag die Rhein-Neckar Löwen für sich entschieden. Die Mannheimer setzten sich mit 32:31 gegen Dinamo Bukarest durch.